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Und dann fällt der Vorhang ...

Und dann fällt der Vorhang ...
© Bautopia.de | Künstler: Rero | Werk: "The Installation Failed" | Ort: UrbanArt Biennale 2015

 

... doch dein Leben klatscht lautstark Applaus.

 

Ich wollte ja nichts als das zu leben versuchen,

was von selber aus mir heraus wollte.

Warum war das so schwer?

Hermann Hesse

 

Warum ist das so schwer?

 

Ich habe mir seinerzeit wirklich sehr viele Gedanken über das Zitat von Hermann Hesse gemacht. Immer und immer wieder stellte ich mir die alles entscheidende Frage: "Warum ist das so schwer?" Dass das Leben nicht immer leicht von der Hand geht, wusste ich bereits aus der Vielzahl meiner überaus lehrreichen Erfahrungen, doch warum es oftmals so schmerzhaft ist und man mitunter Gefahr läuft, am Leben zu verzweifeln, auf diese Frage fand ich nie die passende Antwort.

 

Heute weiß ich, warum ich die Antwort nie fand. Mit der Zeit wurde mir bewusst, dass ich mir genau diese Frage all die Jahre nie richtig und vor allem nie mit der erforderlichen und objektiven Entschlossenheiten stellte. Mir wurde klar, dass ich nur dann eine ehrliche Antwort erhalten würde, wenn ich bereit bin, meine dominierenden Denk- und Betrachtungsweisen der Dinge sorgfältig zu hinterfragen und meine authentischen Beweggründe an ein echtes Leben neu definiere.

 

Ich hörte auf ein Schaf zu sein

 

Und auf einmal war da dieses Gefühl. Ein befreiendes, stimmiges Gefühl, das in mir die bedeutungsvollste aller Frage aufkommen ließ: Wer bist du eigentlich? Und dann begann ich mir Gedanken zu machen. Gedanken über meine Ideale, meine Identität, meine Werte und mein Leben. Die Bahnen, in denen ich mich seinerzeit äußerst unwohl fühlte und inhaltslos bewegte, verliefen ohnehin in eine geradezu merkwürdige Richtung und entsprachen schon seit langer Zeit nicht mehr den von mir fixierten Zielvorstellungen eines bunten, echten und facettenreichen Lebens.

 

Nach und nach wurde mir bewusst, dass ich dem Herdentier eines verlogenen und perfiden Funktionssystems nicht mehr länger entsprechen möchte. Gehorsam mitdenken, gefügig nachsprechen, folgsam ausführen und sich biegsam den Vorstellungen der breiten Masse fügen, das kann nicht mehr mein Leben sein. Zu oft habe ich bejaht, was ich hätte verneinen müssen und habe dadurch den wesentlichen Dialog zu mir selbst verloren. Und dann spürte ich, dass da mehr ist, etwas, das nach tiefster Bedeutung dürstet und nach Beständigkeit und Wertigkeit verlangt. Mein Leben.

 

Und ich stellte mir die richtigen Fragen

 

Im Laufe der Zeit wurde mir immer klarer, dass ich den ersehnten Kurs eines authentischen und echten Lebens nur dann erfolgreich abstecken und dessen Richtung mit Leidenschaft weiter verfolgen kann, wenn ich mich zuvor mit meinem gegenwärtig eingeschlagenen Kurs intensiv auseinandersetze. Und in diesem Zusammenhang stellte ich mir seinerzeit zwei wichtige Fragen:

  • Was sind meine Erwartungen an ein echtes Leben?
  • Was hält mich davon ab ein echtes Leben zu leben?

In diesem Zusammenhang hätte es sicherlich noch unendlich viele passende Fragen gegeben, die mir zielführend den Weg hätten weisen können. Für mich persönlich waren es jedoch genau diese beiden Fragen, die meine Erwartungen an ein authentisches, echtes Leben nachhaltig fixierten und mit deren Antworten ich alles Erforderliche über meine Bedürfnisse herausfand.

 

Und dann erfand ich mich einfach mal neu

 

Meine Heimat finde ich überall dort, wo ich mein persönliches Wesen zur freien Entfaltung bringen, meine wahre Identität bedingungslos leben und mein Selbstgefühl spüren darf. Ich habe gelernt: Je mehr ich auf meinem Weg bereit bin zu riskieren, desto mehr werde ich auf meinem Weg gewinnen. Mit jedem Schritt des Weges intensiviere ich das wundervolle Gefühl in Richtung Zukunft.

 

Früher war es nie die Welt, die mir die Grenzen aufzeigte, sondern meine Meinung, die mich viel zu oft begrenzte. Heute weiß ich auch, dass die abgesteckten Ziele meines Weges nie das Maß der Dinge waren, es war der Weg dorthin. Der Weg, der mich als Mensch geformt hat und dem ich meinen bedeutungsvollen Sinn gab.

 

Und heute? Heute bin ich einfach der, der ich bin!

 

Am Ende stellt sich die Frage:

Was hast du aus deinem Leben gemacht?

Was du dann wünschst, getan zu haben, das tue jetzt!

Erasmus von Rotterdam